Warum eine Hochzeit nicht perfekt sein muss, um perfekt zu sein – Teil 1



Gestern haben der Liebste und ich das zweite Mal unseren ersten Hochzeitstag gefeiert. Wir haben ja die standesamtliche und die kirchliche Trauung relativ weit auseinander gefeiert und feiern nun eben jedes Jahr doppelt. Im August kommt übrigens schon der zweite (standesamtliche) Hochzeitstag – das geht hier Schlag auf Schlag... Und als ich in den letzten Tagen ein wenig in Erinnerungen geschwelgt bin, habe ich mir überlegt, ich könnte euch mal von den ganzen Pannen rund um unseren großen Tag vor einem Jahr erzählen. Habt ihr Lust? Na dann los:
 
Ich bin mir sicher, jedes Paar, das gerade seine Hochzeit plant, denkt während der Planungen mindestens fünf Mal darüber nach, doch lieber alleine irgendwo in der Sonne am Strand zu heiraten. Und jedes Paar kennt sicherlich diese Momente, in denen man denkt, dass gerade alles schief läuft und die Hochzeit ein absolutes Desaster wird. Ich hatte im Vorfeld mehrere solche Momente... Zum Beispiel als wir drei Wochen vor der Hochzeit unseren ersten Termin mit dem Pfarrer hatten, der uns trauen sollte. Leider war das ein ganz anderer Pfarrer, als wir erwartet hatten. Und leider war der Pfarrer alles andere als nett. Jedenfalls waren der Liebste und ich uns direkt nach diesem Gespräch einig, dass wir von diesem Pfarrer auf GAR keinen Fall getraut werden wollten. Was macht man denn in so einem Fall? Einen halben Nachmittag in einem kurz-vor-heulen-Zustand in der Welt herumtelefonieren und mit Hilfe der Tante noch schnell eine andere Kirche mit samt dem allerbesten Goldstück-Pfarrer organisieren. Drei Wochen vor der Hochzeit! CHECK!

Nächster Punkt: es ist ja allgemein bekannt, dass die Braut an ihrer Hochzeit gaaanz besonders hübsch aussehen möchte. Braut zieht Monate vor der Hochzeit los und sucht sich dieses eine ganz besondere, überteuerte Prinzessinnenkleid aus und fängt dann an, hier und da ein bisschen Sport zu treiben, ein kleines bisschen auf die Ernährung zu achten und aufeinmal ist der Tag da, an dem man wieder ins Brautmodengeschäft fährt, damit die Schneiderin das Kleid abstecken kann. Ich schlüpfte also knapp zwei Wochen vor dem großen Tag voller Vorfreude in mein Kleid und es war ungefähr zwei Nummern zu groß. Blöd bei einem trägerfreien Kleid. Toll allerdings, wenn einem die Verkäuferin verbietet, weiterhin Sport zu machen und einem quasi befiehlt Pizza zu essen. Die Schneiderin konnte auch dieses Problem (innerhalb von sieben Stunden zu einem saftigen Stundenlohn) lösen. CHECK! Dann können wir ja zum nächsten Desaster kommen: meine Haare.

Wir schreiben den 23. Mai 2012 – drei Tage vor der Hochzeit. Ich fahre zu meiner Frisörin, von der ich mir seit Jahren die Haare schneiden und ab und zu färben lasse und bestelle ein Mal Spitzen schneiden und frische blonde Strähnchen, weil Braut natürlich nicht mit Spliss und dunklem Ansatz heiraten möchte. Ich bekomme meinen Schnitt und meine Farbe und fahre direkt im Anschluss mit meiner Stylisten-Freundin in eine Edel-Drogerie, um mir ein für meinen Hauttyp passendes Make-up zu kaufen, mit dem mich meine Stylisten-Freundin am Tag der Tage schminken soll. Die Visagistin trägt das Make-up auf und schickt mich mit samt der Freundin und einem Spiegel raus ins Tageslicht, um zu schauen, welcher Ton am besten passt. Ein Blick in den Spiegel bei Tageslicht langt: Verdammt, meine Haare sind gelb. So richtig schön künstlich knallgelb. In Kombination mit meiner zart im Solarium vorgebräunten Haut sah ich aus wie eine Mischung aus Nicki Minaj und Sailor Moon. Drei Tage vor der Hochzeit. Zuhause angekommen beteuert mir der Liebste, ich sähe trotzdem wuuuuunderschön aus und dass er nicht sofort das Weite suchte, trotz hysterischer Lach- und Heul-Anfälle im Wechsel, zeigte mir wieder ein Mal, wie toll dieser Mann ist... Meine Frisörin rettete mich noch am Abend des selben Tages. Dann hatte ich an meiner Hochzeit das erste Mal seit Jahren wieder braune Haare. Haare: CHECK!

Dann war er da: der große Tag. Nach vier Stunden Schlaf bin ich aufgewacht und fühlte mich... krank. Ich hatte Kopf- und Halsschmerzen und fühlte mich überhaupt nicht wohl – ein Hoch auf die Pharmaindustrie, die mir trotzdem einen schönen Hochzeitstag verschafft hat. Irgendwann im Laufe des Morgens zwischen Frühstück, Nägel lackieren, Macarons füllen und Cupcakes toppen holte ich zusammen mit einem Freund meinen Brautstrauß beim Floristen ab und musste erst Mal laut lachen. Ich hob ihn besagtem Freund unter die Nase und meinte laut lachend "Oh Gott, ist der hässlich!" – statt meinem bestellten "Strauß, der aussieht, wie von einer Wiese gepflückt" bekam ich einen streng gebundenen, kleinen Strauß, der von zwei fetten Orchideenblüten gekrönt wurde. Hat jemand von euch schon mal Orchideen auf einer Wiese wachsen sehen? Ich jedenfalls nicht. Aber wisst ihr was? Da hatten mich die Brauthormone schon voll im Griff – es war mir total egal. An dieser Stelle war mein Lachen nicht mehr hysterisch, sondern echt. Ich lachte über meinen Brautstrauß, weil ich gleich dem Mann meines Lebens vor all unseren Freunden und unserer Familie ein zweites Mal das Ja-Wort geben würde. Was interessiert mich da der Brautstrauß? Im Nachhinein finde ich ihn abgesehen von den Orchideen übrigens doch hübsch, auch wenn die Blüten schon teilweise während der Trauung ihre Köpfchen hängen ließen...

Ich erzähle euch beim nächsten Mal noch von der einen oder anderen Panne in der Kirche – mein Mann und ich hatten jedenfalls ziemlich großen Spaß daran, uns an die ganzen Pannen für diesen Post zurückzuerinnern und ich hoffe, ich kann der einen oder anderen zukünftigen Braut ein wenig Angst nehmen. Meine Hochzeit war für mich perfekt! Gerade, weil sie nicht perfekt war :)

Habt es schön!
Nadine


P.S.: Mehr von unseren Hochzeitsfotos und -geschichten gibt es hier. Wie wir die Photo-Booth gemacht haben, habe ich hier erzählt.

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