Warum eine Hochzeit nicht perfekt sein muss, um perfekt zu sein – Teil 2



Herzlich willkommen zurück zur Super-Pannen-Show. Ach nein, das war etwas anderes – nun also noch mal: herzlich willkommen zurück zu meiner Erläuterung, warum meine Hochzeit trotz vieler, kleiner Pannen perfekt war. Wer Teil 1 bisher noch nicht gelesen hat, wird hier fündig, wer schon voll im Thema ist und auf Teil 2 wartet, liest einfach weiter. Wo waren wir stehen geblieben? Stimmt, beim hässlichen Brautstrauß. Das Brautstyling und ins-Kleid-knöpfen ging Gott sei Dank ohne weitere Komplikationen über die Bühne – ein knallgelbe-Haare-Trauma langt ja eigentlich auch für die Nerven einer Braut. Ich war also pünktlich startklar und so machte ich mich mit einer Brautjungfer und ihrem Freund auf zu seinem Cabrio, das unser Brautauto sein sollte. Von Nervosität keine Spur. Ich glaube, ALLE waren aufgeregt, nur ich nicht. Wir banden die Helium-Luftballons, die für´s spätere Shooting gedacht waren, ans Auto und fuhren los. Sehr blöde Idee. Wir waren noch nicht mal vom Hof runtergefahren, schlugen mir diese dämlichen Dinger schon ins Gesicht und drohten mein in eineinhalb Stunden aufgetragenes Make-up zu zerstören – die haben sich schon bei Schrittgeschwindigkeit benommen, wie wenn gerade ein Jahrhundertwind pusten würde. Was nun? Ok, Braut muss die Luftballons mit den Händen irgendwie von sich fernhalten. Sah bestimmt nett aus für alle, die am Straßenrand standen, wie ich total grazil mit meinem rückbankfüllenden Kleid da saß und dafür sorgte, nicht von ein paar übermotivierten Luftballons verprügelt zu werden. Noch dazu kam, dass sich die Schnüre der Ballons völlig verknotet haben und sie so leider für´s Shooting unbrauchbar waren... Für nichts und wieder nichts verprügelt geworden. Luftballons: CHECK!

Irgendwann kamen wir dann in der Nähe der Kirche an, meine Brautjungfer lief zur selbigen und schickte unsere ganzen Gäste abgesehen von meinem Bruder rein – nachdem sie uns Bescheid sagte, dass ich nun vorfahren konnte, taten wir das. Zwei meiner Brautjungfern zuppelten noch mal Frisur, Schleier und Schleppe zurecht und gingen dann hinein, um dem Organisten Bescheid zu geben, dass die Braut da ist und er nun das Einzugslied spielen könnte. Irgendwie hat der das aber wohl nicht so ganz verstanden. Jedenfalls warteten mein Bruder und ich draußen auf den Einsatz der Musik und es kam... nichts. Mein Bruder und ich standen da wie auf heißen Kohlen und irgendwann nach gefühlten Stunden (ich denke, es waren vielleicht drei Minuten) haben wir dann entschieden, jetzt einfach reinzugehen. War die richtige Entscheidung, der Organist wartete nämlich auf uns... Auf dem Weg nach vorne sprachen wir die ganze Zeit leise darüber, an welcher Seite des Taufbeckens, das mitten im Weg steht, wir vorbeigehen sollten und überlegten kurz, ob wir da zu zweit überhaupt vorbeipassen würden - hat aber alles geklappt und dann übergab mich mein Bruder meinem Mann...

Irgendwann im Laufe des Gottesdienst, als es langsam ernst wurde, die Trauung also kurz bevor stand, gab es einen kleinen Moment Stille und dann aufeinmal:

KLICK 
(Youttube-Link)

Ein Handy. In der Kirche. Mit der Melodie von Mission Impossible. Gekrönt wurde das ganze eigentlich nur noch, als Michi und ich uns ansahen und er kichernd flüsterte: "Das ist Papas Handy". Hätte mir das jemand vorher erzählt, ich wäre durchgedreht. Hätte das jemand meinem Schwiegervater vorher erzählt, er wäre noch viel mehr durchgedreht. Ihm ist das heute noch über alle Maßen unangenehm. Aber in diesem Moment saßen mein Mann und ich albern kichernd vorne und freuten uns schon darauf, uns noch Jahre später an diesen Moment zu erinnern...

Wer dachte, das war alles, irrt sich. Ich hatte meiner Cousine mal vor langer langer Zeit einen Gefallen getan und ihr dann das Versprechen abgenommen, dass sie eines Tages auf meiner Hochzeit singen soll. Und diesen Gefallen tat sie mir auch – auf der Gitarre von meinem Stiefvater begleitet, fing sie also an zu singen, als aufeinmal krkkrkkrkkrkrkkrkrkkr – der Lautsprecher nichts mehr von sich gab, als Kratzgeräusche und der Organist durch das Mikrophon verkündete, dass es ein technisches Problem gab. Das war aber nicht genug. Plötzlich kam aus dem Lautsprecher: "Ja, liebe Helga, lieber Jürgen, wir haben hier eine Dia-Show, nein, heute heißt das ja Power-Point-Präsentation über eure gemeinsamen 25 Jahre für euch vorbereitet..." - krkkrkkrkkrkrkkrkrkkr – wieder Kratzen aus dem Lautsprecher und dann Stille. Ich glaube, alle im Raum wussten, was für eine Brautzilla (Braut + Godzilla = Brautzilla) ich bin und alle rechneten damit, dass ich mich in eine hysterische Furie mit grün leuchtenden blitze-schießenden Augen verwandele, aber ich fand das alles einfach nur lustig. Ganz kurz war das einzige, das man hören konnte, mein lautes Lachen und dann lachten einfach alle. Was passiert war? Nebenan im Gemeindesaal wurde eine Silberhochzeit gefeiert und was die in das Mikro sprachen, wurde bei uns übertragen. Unser Pfarrer ist dann kurz verschwunden, um mit dem Techniker zu schimpfen und dann konnte es weitergehen. Meine Cousine konnte ihr Lied singen und dann war unser Traugottesdient auch schon wieder vorbei. Für manche von euch mag das vielleicht nach einer Horror-Trauung klingen – für mich war alles perfekt! Zusammen mit Freunden können wir uns heute noch über Helga und Jürgen kaputt lachen und jedes Mal, wenn ich das Handy von meinem Schwiegervater klingeln höre, muss ich selig grinsen.

Ihr zukünftigen Bräute, ich weiß genau wie ihr euch fühlt. Ihr habt diesen immensen Druck im Nacken, dass alles perfekt werden muss und dass ihr es in der Hand habt, dass es eure Traumhochzeit wird. Irgendwie stimmt das auch ein bisschen. Und es tut auch wahnsinnig gut, dann am Tag der Tage das stimmige, von einem selbst konzipierte Gesamtpaket zu sehen. Aber habt keine Angst davor, dass irgendetwas nicht in den Zeitplan passt oder schief läuft. Es kommt wie es kommt und wenn ihr den Richtigen an eurer Seite habt, wird alles andere egal sein! Versprochen!

Habt es schön!
Nadine

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