Ich trage dich bei mir, bis der Vorhang fällt.

Ich habe heute ein paar Worte für euch, die nichts mit den süßen Seiten des Lebens zu tun haben. Heute wird es traurig. Sehr traurig. Sehr sehr lange habe ich darüber nachgedacht ob ich das Thema, das mich und meine Familie seit einem halben Jahr gefangen hält, hier aufgreifen soll und ich bin zum Entschluss gekommen, dass mir das schreiben helfen wird, meinen Schmerz zu verarbeiten und vielleicht erreiche ich hiermit ja, dass jemand über meine Worte nachdenkt. Ich habe immer sehr viel Persönlichkeit in meine Texte gelegt, ohne zu viel privates preiszugeben – ich hoffe, ich bekomme das auch heute hin.


An einem Tag Ende März diesen Jahres ging meine Schwiegermutter wegen leichten Beschwerden zum Arzt. Im April bekamen wir die schreckliche Gewissheit. Krebs. Monate des Bangens, des Hoffens und des Betens vergingen. Die Hoffnung verließ uns erst vor ganz kurzer Zeit. Am Freitag, den 16. August 2013 hat meine Schwiegermutter den Kampf gegen den Krebs verloren! 




Schwiegermutter. Dieses Wort ist für so viele so negativ behaftet. Für mich nicht. Ich kann und konnte mich nie über meine Schwiegermutter beklagen. Sie war eine von den Guten, für mich eine der Besten. Sie war stark, voller Willenskraft und Mut – für mich ein Vorbild. Sie hat zusammen mit meinem Schwiegervater diesen wunderbaren Mann an meiner Seite zu dem gemacht, was er ist und schon alleine dafür bin ich ihr unendlich dankbar. Ich hätte ihr das öfter sagen müssen. Wir wohnen direkt über meinen Schwiegereltern. Jederzeit hätte ich die Treppe runterlaufen können, um einen Kaffee mit ihr zu trinken. Ich habe es zu selten wirklich getan. Man glaubt ja, man hat noch ewig Zeit für solche Dinge. Ich dachte, ich werde schon noch meine Kaffeekränzchen mit ihr abhalten, wenn sie eines Tages mal Oma meiner Kinder wird. Wir hatten tausend Pläne und uns eine bunte Zukunft ausgemalt. Alles, was uns nun bleibt ist die Erinnerung. Und der Vorsatz, unsere Zeit zu nutzen.



Carpe diem – das klingt immer so abgedroschen, wenn man es auf irgendwelchen kitschig gestalteten Kalenderblättern oder Mutmachbüchern liest. Aber genau das sollte man sich jeden Morgen sagen. Pflücke den Tag! Nutze den Tag! Das Leben ist kurz und es wird der Tag kommen, an dem es für jeden von uns zu spät ist. Nehmt euch Zeit für die Menschen, die euch wichtig sind. Lasst die Arbeit manchmal Arbeit sein, den Haushalt manchmal Haushalt sein und schiebt die Sorgen einfach zur Seite und lacht. Wenn ihr gerade von einem geliebten Menschen genervt seid, weil er immer und immer wieder seine Schuhe irgendwo auszieht und einfach stehen lässt (das Beispiel ist beliebig austauschbar), dann macht euch klar, dass es genau diese Eigenschaft sein wird, die euch am meisten fehlt, wenn der geliebte Mensch eines Tages nicht mehr da ist.


Ich weiß nicht ob alle das für richtig halten, dass ich hiermit an die Öffentlichkeit gehe und um ehrlich zu sein, ist es mir auch herzlich egal. Einige werden denken, ich möchte nur ein bisschen Mitleid haben. Andere werden denken, dass man das Thema Tod doch nicht auf einem Schönwetter-Blog aufgreifen kann. Aber das hier ist mein Blog, hier gelten meine Regeln. Und ich möchte gerne wachrütteln. Darauf aufmerksam machen, dass man seine Gesundheit und die Gesundheit seiner Lieben nicht als selbstverständlich sehen kann. Wenn ich nur einen dazu bewegen kann, darüber nachzudenken, war es für mich richtig.


Ich werde mich für ein paar Tage zurückziehen und ein paar Bloggerfreunde werden mich hier spontan vertreten. Bis bald!

Ich habe es noch nie so sehr gemeint wie heute:
Habt es schön!
Nadine

Wolkenfotos: Florin Gorgan




A. B.
1957 - 2013
So behalte ich dich in Erinnerung. 
Tanzend und lachend. 
Du warst eine der Guten,
für mich eine der Besten! 
Mit deiner Stärke, deiner Willenskraft 
und deinem Mut wirst du mir 
immer ein Vorbild sein! 
Ich bin dankbar für die Zeit, 
die ich mit dir hatte und dafür, 
dass ich ein Teil deiner Familie bin!


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