Meine Selbstständigkeit {Teil 1: Wie alles begann}

Es gab da diese zweite Januar-Woche in diesem noch so frischen Jahr. Eine Woche, in der ich eigentlich noch Urlaub hatte. Eine Woche, in der ich aber schon so voller Tatendrang und Motivation war, dass ich einfach schon mit dem Arbeiten losgelegt habe. Ohne Druck! Ohne Muss! Einfach, weil ich Lust drauf hatte und weil es mir großen Spaß machte... Das war eine Woche, in der mir wieder ein Mal bewusst wurde, wie sehr ich meinen Job liebe. Und aus diesem Gefühl heraus, überlegte ich mir, dass es doch schön wäre, diese Freude mit euch zu teilen. Meine Gedanken zu meiner Selbstständigkeit, meine Erfahrungen, meinen Weg und genauso auch die negativen Seiten! Vielleicht inspiririere ich einen von euch da draußen, über den Tellerrand zu schauen. Vielleicht steigt jemand aus seinem Hamsterrad, das ihn unglücklich macht. Es wäre mir ein Fest! Im ersten Teil meiner Reihe möchte ich euch erzählen, wie es überhaupt dazu kam, dass ich mich im zarten Alter von 22 Jahren von einer sicheren Festanstellung verabschiedet habe, um in Zukunft mein eigener Chef zu sein. Ich habe euch diese Geschichte schon ein Mal im September 2012 erzählt und hatte mir überlegt, sie einfach zu verlinken. Aber seit dem ist viel passiert und mir wurde oft bewusst, wie wichtig dieser Start für mich war und deshalb erzähle ich sie noch ein Mal aus meiner heutigen Sicht. Und welcher Tag wäre für den Start besser geeignet, als ein Montag? Der Tag, an dem es so vielen Menschen noch ein bisschen schwerer fällt, aufzustehen?


Kurze Rückblende:
Ich, 21 Jahre alt, die Ausbildung in der Tasche, verliebt in meinen Beruf, sichere Festanstellung mit Vertrag bis zum Renteneintrittsalter. So weit, so gut! Doch ich war mehr als unglücklich! Ich möchte gar nicht näher drauf eingehen, weshalb diese Festanstellung so schlimm für mich war – nur eines möchte ich sagen: ich jammerte nicht auf hohem Niveau. Nach etwa einem Jahr beschloss ich, mir einen neuen Arbeitgeber zu suchen, doch meine (unverhältnismäßig) lange Kündigungsfrist, an die ich vertraglich gebunden war, machte es mir unmöglich, einen neuen Job zu finden, bevor ich den alten kündigte. Zur selben Zeit traf ich mich mit einer Freundin, die ich seit der Grundschule kannte. Diese Freundin plante gerade, ihren kompletten Jahresurlaub zu nehmen, um zwei Monate nach Australien zu reisen. Zu dieser Zeit sahen wir uns nur sporadisch, heute ist sie eine meiner besten Freundinnen und für mich ein Fleiß-Vorbild. Die Freundin, von der ich spreche, dürftet ihr alle kennen…  die Rede ist nämlich von chocolate valley-Inhaberin Sandra. Zuerst war es nur eine kleine Schnapsidee. Doch innerhalb einer Woche wurde diese Schnapsidee zu meinem Traum. Ich schmeiße meinen sicheren Job hin, reise mit Sandra nach Australien und danach mache ich mich selbstständig und verdiene als Freiberuflerin meine Brötchen. Dieser Traum ließ mich nicht los. Ich habe im Winter 2008 gekündigt. Am 23. März 2009 ging mein Flieger nach Sydney.

Niemand aus meiner Familie oder aus meinem Freundeskreis hatte mit so einer Aktion von mir gerechnet. Um ehrlich zu sein: ICH auch nicht! Ich bin sogar ein wenig vor mir selbst erschrocken – bis dahin bin ich erst ein Mal (zwei Stunden) geflogen und nun sollte ich 24 Stunden alleine in einem Flugzeug, das mich ans andere Ende der Welt bringt, verbringen? Das umsteigen in Singapur sei auch noch erwähnt... Ich sollte meinen Freund neun Wochen zuhause zurück lassen? Was passiert mit meiner Wohnung, während ich weg bin? Und vor allem, wie geht es danach weiter?

Fragen über Fragen, die sich mir stellten, die allerdings von einem riesigen Glücksgefühl zur Seite gedrängt wurden. Ich würde meinen Job kündigen, ich wäre frei. Ich hatte selbst genug Geld gespart, um meine Wohnung hier weiterbezahlen zu können und dort gut leben und reisen zu können. Mein Freund würde nachkommen und mit mir die letzten drei Wochen dort verbringen – also wären wir "nur" sechs Wochen getrennt. Das wichtigste aber: wenn ich ankommen würde, würde Sandra dort auf mich warten und wir hätten noch gut fünf Wochen zusammen. Wer nun mitgerechnet hat, weiß also, dass ich nur eine Woche auf mich alleine gestellt sein würde – das sollte ich doch hinbekommen! 

Und ich habe es hinbekommen! Und WIE ich es hinbekommen habe! Ich bin alleine mit Zwischenstopp in Singapur nach Australien geflogen, habe fünf wunderbare Wochen an der Ostküste mit Sandra verbracht, war eine unglaublich tolle Woche, die ich niemals missen wollen würde, auf mich alleine gestellt und habe irgendwann den Liebsten in die Arme schließen können und noch drei wunderschöne Wochen mit ihm verbracht. Am Ende dieser zwei Monate hätte ich ohne mit der Wimper zu zucken, mein Jahresvisum voll ausgenutzt, wenn da nicht mein Herzblatt gewesen wäre.

Als ich nach dieser wunderbaren Zeit wieder zuhause ankam, waren meine kompletten Ersparnisse in Australien. Ich hatte sie in wunderbare Erinnerungen investiert und es niemals bereut. Ich schrieb meinen Business-Plan, bekam für die ersten neun Monate einen Existenzgründerzuschuss von der Agentur für Arbeit gewährt und durfte mich seitdem freiberufliche Mediendesignerin nennen. Und wisst ihr was? Alles ist gut gegangen. Der erste Zahlungseingang des Zuschusses kam kurz bevor die nächste Miete vom Konto abgebucht wurde und meinen ersten Kunden konnte ich auch schnell begrüßen. Sicher wäre es klüger gewesen, mein finanzielles Polster für die ersten Monate der Selbstständigkeit zu nutzen, aber ich brauchte diese Erfahrung einfach. Ich musste komplett bei Null anfangen und alten Ballast hinter mir lassen. Ich habe viel riskiert, viel Sicherheit aufgegeben und ich wusste nicht, was auf mich zukommt. Aber die Entscheidungen, die ich damals getroffen habe, waren mit die besten meines Lebens.

Ich sage nicht, dass jeder von euch, der unglücklich ist, seinen Job kündigen, nach Australien reisen und sich danach selbstständig machen soll. Ich möchte ein bisschen an eurem Hamsterrad rütteln. Ich möchte, dass ihr euch einen Traum ausformuliert. Was genau stört euch an eurem Job? Und dann möchte ich, dass ihr mutig seid. Ausreden, etwas nicht zu tun, gibt es viele! Meistens steht einem nämlich nur einer im Weg. Man selbst!

 
Ich denke jeder kennt jemanden, der mit seiner Arbeit unzufrieden ist. Oft sogar jahrelang. Und statt etwas dagegen zu tun, bleiben diese Menschen in ihrem bequemen Trott und werden immer unglücklicher. Ich rede wirklich aus Erfahrung – wer mich kennt, weiß dass es mich seeeeehr viel Überwindung gekostet hat, meine Sicherheit aufzugeben, etwas komplett Neues zu wagen! Damals konnte ich nicht wissen, dass ich diese Sicherheit gegen ein glückliches Leben eintausche. Erst jetzt bin ich schlauer und weiß, dass es sich lohnt, auch mal etwas zu riskieren. Dass es sich lohnt "den sicheren Hafen zu verlassen". Und was hätte denn schon passieren sollen? In der allergrößten Not hätte ich mir irgendeinen Job gesucht, um meinen Lebensunterhalt zu bezahlen. Ich hätte mich vielleicht irgendwo an die Kasse gesetzt. Für Arbeit war ich mir noch nie zu schade.

Ich bin auch jetzt noch sehr stolz darauf, mein Leben in diese Richtung gelenkt zu haben. Ich stand schon im Berufsleben, war es gewohnt, von morgens bis abends im Büro zu sitzen und für mich war das ein enormer Schritt. Hätte ich diese Erfahrungen nicht gemacht, wäre ich heute ein anderer Mensch. Ich wäre mit Sicherheit nicht so glücklich, wie ich es bin und ich bin auch davon überzeugt, dass es diesen Blog hier nicht gäbe, wenn ich nicht den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hätte. Wenn ich also auch nur einem unzufriedenem Menschen mit diesem Post hier Mut machen kann, ihn inspirieren kann, mal über den Tellerrand zu schauen und etwas zu wagen, dann bin ich noch ein bisschen glücklicher.

So viel also zum Start meiner Selbstständigkeit. Ihr seht, ich hatte keinerlei Sicherheit, dass es gut geht. Ich wusste es schlichtweg nicht. Ich habe einfach darauf vertraut, dass ich es hinbekomme. Natürlich ist das nun nur ein Erfahrungsbericht und keine "Anleitung zur Selbstständigkeit inkl. Checkliste zum Abhaken". Aber die werdet ihr hier auch nicht finden. Ich kann nur von meinem Weg erzählen, eine allgemeingültige Lösung mit Gelinggarantie habe ich leider auch nicht. Aber einen Denkanstoß und ein Postivbeispiel. Vielleicht bringt es ja dem einen oder anderen etwas.

Habt es schön!
Nadine

P.S.: Wenn ihr spezielle Fragen habt, immer her damit. Ich werde noch den einen oder anderen Artikel zu meiner Selbstständigkeit schreiben und versuchen, sie so gut ich kann, zu beantworten.
P.P.S.: Fragen zum Existenzgründerzuschuss der Agentur für Arbeit kann ich euch leider nicht beantworten. Hier wurden die Bestimmungen schon mehrfach geändert. Wenn ihr euch dafür interessiert, vereinbart einfach einen Termin bei eurer Agentur für Arbeit.

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